er alte Pranger vor dem Torhaus des Jagdschlosses Augustusburg ist ein authentisches Zeugnis früherer so genannter „Ehrenstrafen“, die im Verhältnis und aus unserer heutigen Sichtweise eher zu den milderen Bestrafungen zählte, angesichts des damaligen üblichen Strafmaßes. Dennoch wurde diese Strafart vor allem von der höheren Gesellschaft sehr gefürchtet, verursachte diese öffentliche Vorführung doch große Schmähung und Schande. Diese Ehrenstrafe hatte zudem den Zweck der Abschreckung, war aber durchaus darauf ausgelegt das Ansehen des Verurteilten zu zerstören, was den Ausschluss des Bestraften aus der Gemeinschaft zur Folge haben konnte und oft ein „normales“ Weiterleben in der Gesellschaft erschwerte oder sogar unmöglich machte.
ingegen erschien in jenen Zeiten, die oftmals durch Passanten drohende Gewalt und Verletzung des wehrlosen Verurteilten beinahe harmlos. Solche Übergriffe geschahen vielfach und waren für den am Pranger Vorgeführten nicht ungefährlich. Das Prügeln oder Bewerfen des Betroffenen mit Gegenständen war keine Seltenheit, jedoch war das Werfen, zumindest mit harten Gegenständen in vielen Städten untersagt.
erknüpft mit dem Pranger an der Augustusburg, ist die bekannte Sage vom „Prinz Lieschen“, die in einer tatsächlichen Begebenheit in den Jahren 1714/1715 ihren Ursprung hat.
ie handelt von Sophia Sabina Apitzsch aus Lunzenau, die von 1692 bis 1752 lebte. Die „heiratsunwillige“ junge Frau entfloh ihrem Zuhause und reiste eine Zeit lang, zur Verschleierung ihrer selbst wegen in männlicher Kleidung durch das Land. Versehentlich wurde sie für den sächsischen Kurprinzen, den Sohn Augusts des Starken gehalten.
ach Kenntnis dieser Täuschung wird sie auf Schloss Augustusburg eingesperrt und August der Starke verfügt, das die Schwindlerin dort an den Pranger gestellt werde. Eigens dafür soll dieser Pranger errichtet worden sein und „Prinz Lieschen“ wie sie liebevoll vom Volke, das Ihrer sehr zugetan war genannt wurde, soll zur Bestrafung an selbigem Pranger öffentlich vorgeführt worden sein. Später „schreibt“ Sophia ein zweites Mal Geschichte, in dem sie als erste Frau im Zuchthaus Waldheim inhaftiert wird. wo sie ihre Strafe bis zu ihrer Entlassung am 15. Oktober des Jahres 1717 verbüßte.