n Waschleithe lebte ein Witwer. Da er seinem Töchterchen wieder eine Mutter geben wollte, heiratete er zum zweiten Male und zwar eine Witwe, die ihm ein Söhnchen mit in die Ehe brachte. Die Frau liebte ihren eigenen Sohn mehr als die Tochter des neuen Mannes. Eines Tages kaufte die Frau Äpfel. Sie versteckte sie aber in einer Truhe, nachdem sie einen davon ihrem Sohn geschenkt hatte. Das Mädchen aber hätte auch gerne einen Apfel gehabt und suchte, bis es die Äpfel fand. Wie es nun den schweren Truhendeckel hochhebt und einen Apfel heraus langen will, kommt die Stiefmutter hinzu. Sie schlägt den Deckel der schweren Truhe zu, wodurch dem armen Mädchen der Kopf abgeschlagen wird. Sie erzählt ihre grausige Mordtat niemandem und verscharrt den Leichnam in aller Heimlichkeit.
Allein sie findet keine Ruhe mehr, selbst im Tode nicht. Nun sitzt sie allnächtlich an jener Stelle, wo sie das Kind verscharrte, am Wege nach Grünhain und weint. Die Leute, die das Wimmern hören, fliehen diesen Ort. Sie fürchten sich vor der Winselmutter.
( F. Sieber, sächsische Sagen ) aus die Bergstadt Zwönitz und Umgebung in Sage und Geschichte.
puk am Grünhainer Weg:
Am Wege von Waschleithe nach Grünhain ist´s nicht ganz geheuer. Hier ist jene Stelle, wo einst eine Stiefmutter ihr ermordetes Töchterchen verscharrte. Einmal kam ein alter Mann aus Grünhain, der in die Pilze gegangen war, an dieser Stelle vorbei. Auf einmal steht vor ihm eine weiße Mädchengestalt ohne Kopf. Der Rumpf ist am Halse mit einem weißen Tuche verdeckt. Der Mann reißt aus, läuft nach Hause und erzählt, was er gesehen hat. Am nächsten Tage fand man ihn tot in seinem Bett.
Ein andermal ging ein Waldarbeiter nach dem Holzschlag. Da begegnete ihm das Mädchen.
Am gleichen Tag wird er von einem stürzenden Baum getroffen. Da lag er lange Zeit mit zerschmetterten Beinen im Krankenhaus.
Jedermann fürchtet sich vor der Erscheinung des Mädchens, weil sie Unglück bedeutet und als Todesomen angesehen wird!
Begegnet man ihr, so soll man zum Schutze schnell das Vaterunser aufsagen oder den Bannspruch : „Alle guten Geister loben Gott!“, sonst holt einen der Tod zu baldiger Stunde.
( F. Sieber: Sächsische Sagen, Jena 1926 )