m nördlichen Rand des Berliner Grunewalds gelegen, erhebt sich mit einer Höhe von 120,1 Metern ein geschichtliches Monument – der vollständig aus Trümmern errichtete Teufelsberg. Dieser Aussichtspunkt mit großartiger Fernsicht, die weit über die angrenzenden Stadtgebiete Berlins hinwegreicht, beherbergte auf seinem Gipfel einst, eine mittlerweile verfallene, geheime US – Amerikanische Abhörstation.
ls legendärer Mythos, mit wechselhafter Geschichte und tragischem Hintergrund ist der „Lost Place“ in Berlin bis weit über die Landesgrenzen hinweg bekannt.
eute gehört der Teufelsberg, welcher eigentlich aus zwei künstlich erschaffenen Bergen besteht, untrennbar zum Bild Berlins. Seinen prägenden Namen verdank er einem, in der Nähe liegenden Gewässers – dem Teufelssee, nach dem man ihn kurzerhand benannte. Als zweit höchster Berg der Hauptstadt blickt der Teufelsberg zurück auf eine interessante und wechselhafte Vergangenheit, dennoch ist auch die Geschichte des Areals, auf dem er sich befindet geschichtsträchtig und um vieles weitläufiger. In längst vergangenen Zeiten, war dieses Gebiet eine Moor – und Sumpflandschaft.
n diesem mystischen Ort entstand um 1915 das Naturerholungsgebiet Grunewald. Zu dieser Zeit war Berlin eine aufstrebende Stadt mit bemerkenswerter Einwohnerzahl von etwa 3,8 Millionen Menschen. Für die Berliner Bevölkerung sollte das Waldgebiet eine beständige Erholungsfläche mit dichtem Wald und mächtigen Baumwuchs bieten. Doch damit war es vorbei, als Hitler nach seiner Machtergreifung 1933 das Gebiet als Standort für den Bau einer utopischen Hochschulstadt auserwählte.
lanung und Bau der wehrtechnischen Fakultät oblagen dem Architekten Hans Malwitz (1891-1987). Am 27. November 1937, fand in Adolf Hitlers Gegenwart die Grundsteinlegung statt. Nach Ausbruch des 2. Weltkrieges kam das Projekt im Februar 1940 allerdings zum erliegen, durch die Anordnung des Deutschen Reiches, jegliche nicht der Kriegsführung dienliche Bauunternehmungen einzustellen. Zu diesem Zeitpunkt befand sich das Fakultätsgebäude noch im Rohbau. Nach Kriegsende glich das Areal einer Deponie für Schutt, nachdem man den unfertigen Bau gesprengt hatte.
uch in der Innenstadt Berlins häuften sich 1945 riesige Trümmermengen, da durch die Gefechte gut ein Drittel aller Gebäude der Stadt zerstört wurden. Rund 100 Millionen Kubikmeter Trümmer und Schutt mussten beseitigt werden. Deshalb wurde damit begonnen, den Trümmerschutt in das Gebiet zu bringen. Letztendlich dauerte dies bis zum 11. Dezember des Jahres 1972 und benötigte zwischen 600 und 800 Lastwagen für den Transport.
nfänglich wurden der Schutt einfach planlos abgekippt, als jedoch kenntlich wurde, dass langsam ein Berg anwuchs, entschloss sich die Stadt diesen Schuttberg einfach mit in die Landschaftsplanung zu integrieren. Insgesamt wurden 26.181.310 Kubikmeter Schutt aufgeschüttet, aus denen der Teufelsberg entstand, der sich heute fast so, als sei er schon immer da gewesen, passgenau in das Bild der Berliner Stadtlandschaft einfügt.
unächst geplant war es, den Berg als Freizeitgelände für Berlins Einwohner, mit Rodelbahn und Skihang zur Verfügung zu stellen. Doch wieder wurden diese Pläne durchkreuzt und erneut wurde das Areal nicht zum Freizeitvergnügen für die Bevölkerung genutzt.
enn recht bald bekundeten Britische Alliiertentruppen, in deren Verwaltungsgebiet der immer größer werdende Berg anwuchs, aber auch Amerikanische Alliierte ihr Interesse. Versuchsweise erkundschafteten die Alliierten mit ersten Antennenwagen in den 60er Jahren die Eignung des Schuttberges zu Spionagezwecken, was sich als erfolgreich erwies. Trotz des Standortes in britischer Besatzungszone waren es zuerst die Amerikaner, welche die mobile Station durch eine fest installierte Anlage für ihre Abhör- und Spionagetätigkeiten ersetzten.
ach der Fertigstellung durch die allerletzte Schuttabladung war somit besiegelt, dass die Kuppe des Teufelsberges durch diese Abhörstation künftig ausschließlich für den Spionagedienst bestimmt sein würde, was bis zum Ende des Kalten Krieges im Jahre 1989 auch so gewesen ist.
un erhielt der Berg seine bis heute erhaltenen fünf Radarkuppeln, die als Erkennungsmerkmal das Bild des Teufelsberges prägen. Die Field Station bestand aus vier Radomen, in denen sich Satellitenschüsseln drehten und die Funksignale aussendeten. Auf diese Weise wurde versucht, den Funkverkehr von DDR Behörden und der russischen Armee, sowie des Warschauer Paktes abzuhören.
enauere Informationen zu den damaligen Abhöraktivitäten und deren Ergebnissen liegen bis jetzt noch nicht vor. Erst wenn nach 2020 die Archive der Alliierten geöffnet werden wird sich Genaueres dazu aufzeigen.
ie Station wurde von den Amerikaner nach dem Fall der Berliner Mauer aufgegeben und noch eine Zeit lang wurden die Radaranlagen zur zivilen Luftüberwachung im Flugverkehr genutzt. Die Demontage der kompletten Abhöreinrichtungen dauerten bis in das Jahr 1992 hinein. Das Grundstück wurde am 26. August 1992 vom amerikanischen Liegenschaftsamt an die Oberfinanzdirektion Berlin zurück übertragen. Zu diesem Zeitpunkt war auf dem Teufelsberg jedoch keinerlei Material oder Information über die Aktivitäten der vergangenen zwei Jahrzehnte mehr aufzufinden.
uf Grund immenser Betriebskosten entschloss sich das Land Berlin zum Verkauf des Geländes. Nach dem Verkauf an einen privaten Investor stand zwischenzeitlich die Planung für eine exklusive Wohnanlage mit Parkhaus und einem neuen Aussichtsturm, ebenso wie für ein Hotel- und Tagungszentrum zur Debatte. Auch ein Museum sollte in der ehemaligen Abhörstation entstehen, doch scheiterten alle die Pläne, da um 2000 die Finanzierung des Bauvorhabens zusammen brach. 2005 wurde durch die Senatsverwaltung eine neue Rechtsverordnung erlassen, die den bisher geltenden Vorhabens- und Entwicklungsplan aufhob und somit private Bauvorhaben auf dem Berliner Teufelsberg künftig nicht mehr gestattet.
u einem „verlassenen Ort“ geworden und verwahrlost wurde das Gelände im Jahre 2006 als ein so genannter „Lost Place“ eingestuft. Verschiedenste Gruppen nahmen das Areal in Beschlag und brachten es widerrechtlich in ihren Besitz. Vandalismus und Diebstahl zerstörten bis zum Jahr 2010 fast alles was von den Anlagen und der Einrichtung noch vorhanden war. Dann gelang es dem damaligen Pächter das Gelände für den Besucherbetrieb zugänglich zu machen.Er initiierte auch die Graffiti Galerie – heute die größte europäische Street Art Galerie, die sich auf dem Teufelsberg befindet. 2015 verließ er die Field Station und ein neuer Pächter verwaltet das Gelände seitdem und strebt kontinuierlich nach dessen Weiterentwicklung.
egenwärtig haben Besucher die Möglichkeit diesen geschichtsträchtigen Ort auf einer geführten Tour zu erleben und das bizarr anmutende Gelände der ehemaligen Abhörstation zu erkunden. Neben den regelmäßig stattfindenden historischen Führungen werden auch Führungen zu speziellen Themenbereichen, wie Akustik oder Botanik angeboten. Ebenso kann man an einer Fackelwanderung bei Nacht teilnehmen.
iele weitere Besonderheit werden den Besuchern der ehemaligen Radarstation geboten. Neben dem historischen Mythos, fotografischen Impressionen aus der Zeit des kalten Krieges und einer geschichtlichen Dokumentation des Teufelsberges locken auch Themenbereiche wie Kunst und Kultur die Besucher auf das spannende Areal der ehemaligen Spionage Station. Die bereits erwähnte Street Art Galerie umfasst mittlerweile einen 48.000 qm großen Bereich, der sich auf 5 Stockwerke verteilt. Hier präsentieren Künstler aus der ganzen Welt unzählige Kunstwerke. Sie ist nicht nur die größte Galerie, sondern auch die Höchstgelegenste ihrer Art.
inzigartig ist die Open Air Aussichtsplattform mit einer Fläche von 1500 m², welche einen atemberaubenden 360° „Rundumblick“ über ganz Berlin bietet. Interessant sind auch die markanten Kuppeln, wobei in einer der Radome sogar kleine Konzerte dargeboten werden. Die besonderen Akustik in der höchsten Kuppel sorgt durch den Schall darin für einen unverwechselbaren Klang und beschert dem Besucher somit ein spektakuläres Musikerlebnis.
ie ehemalige Abhörstation ist ausschließlich nur in Form einer begleiteten Führung zu besichtigen und zu begehen.
eutzutage nun endlich auch der Bevölkerung zugänglich, kommen jährlich zahlreiche Besucher und Touristen zu diesem Ausflugsort im Grunewald. Beliebt ist der Teufelsberg auch bei Mountainbikern, Wanderern und Wintersportlern. Ein kleiner Skihang und eine Langlauf – Loipe werden im Winter gut besucht. Anlässlich der 750-Jahr-Feier Berlins fand 1986 auf dem Skihang ein Weltcup Slalom statt. Auch Gleitschirmflieger nutzen den Berg gerne für ihre Aktivitäten.