in fast vergessenes Bauwerk und geschichtsträchtiges Monument einer längst vergessenen Epoche zeigt heute sein verfallenes, gespenstiges Bild am nördlichen Ufer des Pelzmühlenteiches. Der erste Kulturpalast Deutschlands erzählt seine denkwürdig Geschichte. Verwachsen und verwahrlost ist das Umfeld, in dem dieses, einst prunkvolle im Stil des Sozialistischen Klassizismus erbaute Gebäude sein jetziges tristes Dasein fristet. Noch ist zu erahnen welch Größe und Glanz der Kulturpalast einst besaß. Heute ist dieser Zeitzeugen sächsischer Nachkriegsgeschichte eine besondere Sehenswürdigkeit und ein so genannter „Lost Place“ in traurigem Zustand und seines Zweckes beraubt, ungenutzt dem Verfall preisgegeben.
Vergangene Geschichte:
as Gelände der Pelzmühle mit dazugehörigem Teich war schon im vorletzten Jahrhundert ein beliebtes Ausflugsziel, dass bis zum zweiten Weltkrieg in seiner damaligen Form bestand. Nach dem Ende des Krieges, zogen nun gemäß des Abkommens von Jalta über die Aufteilung Deutschlands, sowjetrussische Truppen als Besatzungsmacht in diesem Gebiet ein. In Rabenstein und Siegmar wurden 1948 viele Besitzer ihrer Häuser und Grundstücke enteignet, um diese für die Unterbringung der Offiziere zur Verfügung zu stellen. Auch die Pelzmühle wurde in Beschlag genommen und diente als Offizierskasino.
ie Rote Armee, auf der fieberhaften Suche nach Uranerz welches man sich im Erzgebirge in Großen Mengen erhoffte, begann unter strengster Geheimhaltung mit dem Projekt „Wismut“. Zwangsverpflichtete Arbeitskräfte wurden eingesetzt um nach dem begehrten Material zu schürfen. Viele bezahlten diesen Einsatz, auch auf Grund von Spätfolgen durch Strahlung mit ihrem Leben. Später wurde die DDR durch die „Wismut“ zum weltweit drittgrößten Lieferanten für Uran.
ür die Russen war die zentralen Lage zwischen Rabenstein, Reichenbrand und Siemar ideal für den Standort dieses Bergbauunternehmens und so entstanden in Siegmar die Gebäude der Generaldirektion der Sowjetische Aktiengesellschaft ( SAG ), ab dem Jahr 1954 SDAG Wismut. Nahe des Rabensteiner Pelzmühlenteiches sollte zusätzlich ein Erholungspark für die Sowjets entstehen.
trikt nach sowjetischem Vorbild, unter Anleitung der Architekten Adam Burger, Kurt Ritter und Joachim Rackwitz wurde der Palast und das Haus für Körperkultur ( HfK ) 1950 errichtet. Vorwiegend Frauen, deren Namen heute vergessen sind, erbauten den Kulturpalast, da sich in dieser Zeit der größte Teil der noch vorhandenen männlichen Bevölkerung in Kriegsgefangenschaft befand oder bereits unter Tage für die Wismut schuftete. Schon am 19.04.1950 wurde die Anlage eröffnet, jedoch erst am 14.01.1951 im Beisein des damaligen Ministerpräsident der DDR, Otto Grotewohl feierlich eingeweiht.
as Gebäude des Kulturpalastes war neben dem großen Foyer ausgestattet mit einem 950 Sitzplätze umfassenden Theatersaal für Varieté und politische Inszenierungen. Der Rosettensaal – ein weiterer geräumiger Saal, war für Tanzveranstaltungen gedacht und besaß auf seiner Empore eine Bar. Auch gab es ein Restaurant, ein Café, Billard und eine umfangreiche Bibliothek, sowie Damen-, Kinder- und Musikzimmer. Künstlerisch von Bedeutung und heute noch erhalten sind unter anderem einige Arbeiten des Kunstschmiedes Fritz Kühn, dessen Werke sich auch im Leipziger Opernhaus finden.
m Haus der Körperkultur befanden sich eine Schwimm – und eine Sporthalle. Die umfangreiche dazugehörige Parkanlage war idyllisch mit Pavillons und Springbrunnen versehen, welche abends erleuchtet waren. Wasserspiele und mit Opalglaskugeln verziehrte Bogenleuchten vervollständigten das Bild der Anlage. Im Pelzmühlenteich entstand sogar ein Bootshaus mit Seebrücke und 1964 kam der noch heute vorhandenen Tierpark hinzu.
er Kulturpalast entwickelte sich, auch durch Auftritte namhafter Künstler jener Zeit, schnell zum Mittelpunkt kultureller Veranstaltungen für die Stadt Chemnitz. Neben dem „Volkskunstensemble der IG Wismut“ gastierte hier auch das Berliner Brecht Theater. Sehr beliebt waren auch die regelmäßig stattfindenden Varietés und ebenso die Tanzveranstaltungen.
is heute sind die Gründe für die darauf folgende, bereits 1967 vollzogene Schließung des Kulturpalastes durch die SDAG Wismut nicht eindeutig nachvollziehbar. Vermutlich war das kostenintensive Objekt lästig geworden und so gelangte es vorerst in die Obhut der Stadt ( zu dieser Zeit Karl-Marx-Stadt )
ls später das DDR Fernsehen in dieser Region ein passendes Gebäude zur Nutzung als Fernsehstudio suchte, entschied man sich für den ehemaligen Kulturpalast. Das Studio Karl-Marx-Stadt entstand und mit ihm umfangreiche Nebengebäude auf dem Areal. Hallen für die zahlreichen Requisiten und Gebäude in denen sich die Werkstätten der Bühnenbildner, Schlosser und Elektriker befanden wurden errichtet. Ebenso musste auf Grund des enormen Energiebedarfes des Studios eine riesige Trafostation Platz finden. Zum Schutze vor neugierigen Blicken und dem Zugang Unbefugter umschloss man das gesamte Gelände mit hohem Stacheldrahtzaun. Dem Einbau des Studios musste die komplette Inneneinrichtung des großen Theatersaals weichen.
ald gaben sich hier sämtliche „Stars“ der DDR die Klinke in die Hand, aber auch privilegierte Unterhaltungskünstler aus dem Ausland, welchen der Auftritt in der DDR gestattet wurde. Eine Vielzahl beliebter DDR Fernsehsendungen wurden im Studio Karl-Marx-Stadt produziert. Die Quizsendung „Schätzen Sie mal“ moderiert von Lutz Hoff erlebte hier 1974 ihre Geburtsstunde, „SpielSpaß“ mit Hans-Georg Ponesky und viele der legendären DDR Silvester Shows sind Einige der bekanntesten Produktionen.
ach der deutschen Wiedervereinigung wurde der Sendebetrieb des DFF ( Fernsehen der DDR) am 31. Dezember 1991 eingestellt. Jedoch übernahm der MDR ( Mitteldeutschen Rundfunk ) am 31. Mai 1991 das Studio und führte es bis zum Herbst 1999 als Studio Chemnitz weiter, wobei auch einige der bestehenden Sendungen weiterhin produziert wurden. Mit dem Umzug in das neu erbaute Sendezentrum im Leipzig, gaben die Mitarbeiter des MDR das Gebäude des Kulturpalastes endgültig auf, führten aber sogar noch Maßnahmen zur Bestandssicherung des augenscheinlich lieb gewonnenen Gebäudes durch.
eit diesen Tagen nun steht das imposante, geschichtsträchtige Gebäude leer, als vergessener Palast ist es Vandalismus und seinem zunehmenden Verfall preisgegeben. Zwischenzeitlich aufkommende Pläne, den Kulturpalast zu einer Wohnanlage für Senioren umzubauen scheiterten an der Insolvenz des Käufers. Heute sind die umliegenden Parkanlagen noch größtenteils intakt. Das Schicksal des ehemals so beliebten “Haus für Körperkultur” ist dem des Kulturpalastes ähnlich. Nach der Abgabe durch die Wismut an die Stadt wurde es als „Sport- und Freizeitcenter“ in Rabenstein noch eine Weile weitergeführt. Verfiel und veraltete jedoch mangels notwendiger Aufwertung und Erhaltung durch die Stadt Chemnitz. Später an einen Investor verkauft, der sich völlig verspekuliert hatte, vegetiert nun auch das HfK Gebäude in kläglichem Zustand ohne das Sorge für dessen Erhalt durch den Eigentümer durchgesetzt wird oder die Stadt sich aktiv um einem neuen Besitzer bemüht.
n jüngster Vergangenheit zeigten engagierte, junge Leute mit der Organisation einiger „Fiesta Partys“ im ehemaligen Kulturpalast, das eine sinnvolle und dauerhafte Nutzung des Gebäudes realisierbar und sinnvoll wäre. Durchaus wäre eine Nutzung als Großraum -Diskothek, Kunsthalle oder Konzert bzw. Veranstaltungshaus, selbst die Nutzung als Museum denkbar. Traurig das ein ehemals genau zu solchen Zwecken errichtetes Haus nicht auch wieder einem solchen Nutzen dienen soll und stattdessen verwahrlost und verfällt. Die Verkehrsanbindung mit 4 Kilometer Entfernung zum Autobahnkreuz Chemnitz und 5 Minuten bis zum Bahnhof in Siegmar wären ideal und nahezu 5 Millionen Menschen leben im Umkreis von etwa 80 Kilometern. Sollten diese Faktoren, nicht doch dazu führen, dass sich ein Investor findet, der den historischen und wirtschaftlichen Wert des Kulturpalastes erkennt und mit ehrlichen Absichten agiert?
ür größte Empörung bei vielen Chemnitzer Bürgern, sorgte vor einiger Zeit der Antrag des momentanen Besitzers auf Abriss des Kulturpalastes. Hierdurch entstand eine hitzige Debatte über den Umgang mit Denkmalen. Beachtung muss die Tatsache finden, dass lediglich 3 Bauten, der ehemaligen DDR den Namen Kulturpalast tragen durften. Wobei der Bau in Rabenstein in seinem klassischen Stil, gegenüber den anderen beiden Palästen in Bitterfeld und Dresden eine Sonderstellung einnimmt. Einzig in den Jahren von etwa 1948 bis 1953 bestand in der DDR, in Anlehnung an das zu der Zeit, aus staatlicher Sicht propagierte sowjetische Vorbild eine kurze Periode in der solche Architektur Anwendung fand. Somit ist der Kulturpalast auch in dieser Hinsicht ein authentisches Relikt vergangener Geschichte und sollte deshalb auch noch den kommenden Generationen erhalten bleiben.
ngeachtet seines politischen Hintergrundes, bleibt der Kulturpalast in Chemnitz auch ein beeindruckendes Zeugnis dessen, was die Menschen hier in den Nachkriegsjahren, trotz aller Widrigkeiten zu erschaffen im Stande waren. Zuletzt bleibt nun die Hoffnung, das dieses Denkmal großer Geschichte ehrenvoll erhalten bleibt. Das Gelände in naher Zukunft wieder mit Leben erfüllt sei und das der Palast prachtvoll und in hellstem Glanz, wieder in seiner einstigen Schönheit erstrahlen möge.
Quelle: http://www.rabenstein-sa.de